Siegfried Heil

* 1931

  • "Sie waren nicht besonders begeistert von uns, dass wir gekommen sind. Wie gesagt, das Pferd war versorgt, gegenüber stand ein Hof, mitten im Hof stand ein Kartoffeldämpfer. Da wurden die Kartoffeln gedämpft für die Schweine. Gekocht. Feuer geschürt. Der Tor war offen. Da bin ich rein, habe mir so fünf Stück auf die Hand gelegt, die waren heiß, der Deckel war offen, da kam der Bauer raus mit der Peitsche und hat mich rausgetrieben. Ich konnte die Kartoffeln nicht halten, die waren so heiß. Das war kein so schönes Erlebnis, ich wollte bloß ein paar Kartoffel, was für die Schweine waren."

  • "Henlein habe ich nicht gesehen. Als Kinder mussten wir auf seinen Felder Kartoffelkäffer suchen, dann Rüben gezogen. Dann war dort ein Schwarzer Teich, dort sind zwei Amerikaner ertrunken worden. Die sind getaucht… haben einfach den Damm gesprengt, Netz gespannt, die Fischteiche waren da noch alle voll von dem Henlein, die haben die Dämmer gerissen, in Miltigau war Hochwasser. Dann haben sie die beiden Amerikaner, die ertrunken waren, haben die dann rausgeholt. Der eine hat ´Help, help´ geschrien, hatte Krampf oder was, der andere wollte ihn retten, der hat ihn runtergezogen. Beide sind ertrunken. Die Amerikaner wollten ihnen auch helfen, mit dem normalen Luftschlauch wollten sie tauchen. War schon schlimm damals. Das Wasser ist dann verlaufen, so waren so Sumpfe überall, die waren voll mit Fischen. Da waren die Forellen, Schleie, Karpfen. Ich hatte so ein Haselnussstock, auf dem war so eine Gabel, auf den Stock habe ich sie immer deponiert. Dann nach Hause gegangen, hatte da immer so 6-7 Fische. Wollte dann keine Fische mehr essen, es war mir zu viel."

  • "Ja, da waren die Amerikaner bei uns im Ort, die haben erstmal § Schüsse mit Granatwerfer nach Miltigau geschossen, dann haben sie die Granatwerfer auf die Wiese aufgestellt. Bei uns ist der Teschauer Berg, da waren damals deutsche Soldaten, RAD, die haben damals auch Gewähre gehabt. Die haben dann immer drauf geschossen. Wir sind als Jungs danebengestanden, wie die Amerikaner, die haben uns natürlich, wir sollten abhauen, so sind ein paar Schritte weitergegangen, aber haben immer draufgestöpselt. Granatwerfer, das war ein Erlebnis. Dann hat in Mai Deutschland kapituliert. Die waren alle weit entfernt. Die Amerikaner wollten die Panzer auf den Teschauer Berg rauf. Das war Kaiserwald, die Wege waren nicht befestigt, die Panzer hielten sich fest, die könnten nicht weiter. Die Amerikaner kamen nie rauf. Ich könnte das von unserem Fenster beobachten. Die drehten die Ketten durch. Der Weg war nur so schmal, die Panzer so breit. Sie hielten sich dort fest."

  • "Wir waren dann eben auf dem Bauernhof und durften dort noch bleiben. Wir machten uns nützlich, schliefen weiterhin auf dem Heu, am Heuboden, machten uns nützlich. So hat die Großmutter und die Stiefmutter die Rübenernte übernommen, ich war Hirtenjunge damals. Das schönste Ereignis für mich war, ich musste im Keller Sauerkraut eintreten, mit Füßen. Das war alles für mich ein Abendteuer. Ich habe immer spekuliert, was wird morgen sein…"

  • Full recordings
  • 1

    Rehau, 16.09.2019

    (audio)
    duration: 01:53:33
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Bis heute rede ich gern Egerländisch

Siegfried Heil wurde am 30. Juni 1931 in Milíkov geboren. Als er vier Jahre alt war, bekam sein Vater eine Anstellung als Wildhüter in den Wäldern des Grafen Clam Gallas in der Region Friedland im Isergebirge, so dass die Familie dorthin zog. 1942 starb die Mutter jedoch an Krebs und der Vater kehrte schwer verwundet aus dem Krieg zurück – dies war der Grund, nach Eger zurückzukehren. Siegfried erinnert an den Manský dvůr, den Sitz von Konrad Henlein, und auch an die Kämpfe um Těšovský vrch, die am Ende des Krieges bei Milíkov stattfanden. Im Herbst 1945 floh die Familie nach Deutschland. Am Ende sind ungewisse Wochen und Monate gut ausgefallen, als dem Vater im Frühjahr 1946 die Möglichkeit gegeben wurde, mit seiner Familie im Jagdschloss Schönheid bei Wiesau zu arbeiten und zu leben. Siegfried machte eine Ausbildung zum Tischler, konnte den Job jedoch aufgrund einer schweren Verletzung nicht ausführen. Er begann deshalb bei der Deutschen Post zu arbeiten an und zog mit seiner Familie ins Ruhrgebiet. Nach seiner Pensionierung 1989 zog er zurück an die bayerische Grenze.