Die Tschechen haben wirklich die Grenze dicht gemacht
Gerhard Hoch wurde 1940 in Weiden in der Oberpfalz geboren. Seit etwa seinem zwölften Lebensjahr kennt er die Grenze, zunächst nur als befestigter Eiserner Vorhang von Schulausflügen. 1959 fing er beim Bundesgrenzschutz an, absolvierte zunächst die Grundausbildung im Kloster Seeon (Oberbayern) und kam dann zum Standort Schwandorf. 1967 bewarb er sich bei der bayerischen Landespolizei. Aufgrund seiner Erfahrungen mit der böhmischen Grenze entschied er sich für eine Position bei der Grenzpolizei im Kommissariat Furth im Wald. Zunächst war er im mittleren Dienst tätig und arbeitete in der Grenzpolizeistation Höll (einem Ortsteil von Waldmünchen) bei Kontrollen entlang der Grünen Grenze. Nach zwei Jahren wurden die kleineren Dienststellen aufgelöst und Hoch an den Grenzübergang Furth im Wald versetzt. 1978/9 bewarb er sich für den gehobenen Dienst und war ab 1981/2 bis zu seiner Pensionierung verantwortlicher Dienstgruppenleiter in Schafberg bei Furth im Wald. Dort war er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2000 sowohl für den Straßengrenzübergang als auch für den Eisenbahnverkehr verantwortlich. Sein tägliches Geschäft war die Abfertigung der Reisenden, von denen ein großer Teil gewerblich unterwegs war. Er erlebte aber auch die Brutalität der Sperranlagen. An „seinem” Grenzübergang versuchten DDR-Bürger über die Grüne Grenze zu flüchten; Menschen aus verschiedenen Ostblockstaaten flüchteten versteckt in Zügen oder im Flugzeug. Nichtsdestotrotz funktionierte die Zusammenarbeit mit den tschechoslowakischen Kollegen gut. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings musste Hoch deutsche Neugierige von der Grenze abhalten, die die Russen sehen wollten, die aber nicht kamen. Im Laufe der achtziger Jahre nahm der Grenzverkehr massiv zu. Von der Öffnung der Grenze erfuhr Hoch durch Dienstanweisung einige Tage zuvor. Nach der Öffnung kam es zu zahlreichen illegalen Grenzübertritten. Auch der Reiseverkehr stieg schlagartig an, was für bayerische und tschechische Grenzbeamte eine Herausforderung darstellte. Bereits kurze Zeit darauf wurden die beiden Abfertigungen zusammengelegt; ab sofort fand nur noch eine gemeinsame Kontrolle statt. Zum Schengen-Beitritt der Tschechischen Republik 2007 wurde Hoch, bereits Pensionär, zu einer kleinen Feier an seiner alten Arbeitsstätte eingeladen.