Otto Kögler

* 1921

  • "Die Chance, die wir hier hatten, beruflich und wirtschaftlich, die hätten wir vermutlich zur Zeit der Kommunisten da drinnen, niemals erreicht, niemals erreicht! Ne, das muss man also eindeutig sagen, ja. Selbst, wenn die uns nicht vertrieben hätten. Und wir als die jüngere Generation, wir haben also die Vertreibung besser überstanden als beispielsweise jetzt unsere Eltern, das war... Denen ist der Besitz weggenommen worden, nicht wahr. Entschädigungslos enteignet worden, nicht wahr. Die waren natürlich dann in einer ganz anderen Situation, als wir, wo wir von vorne anfangen mussten, nicht wahr. Und man durfte natürlich nicht schlafen, musste also auch bereit sein, das eine oder andere mal in Kauf zu nehmen, nicht wahr. Das haben wir ja in der Politik immer wieder miterlebt, nicht wahr, ne. Und so ist man also trotzdem voran gekommen und das ist das entscheidende. Das Ergebnis sehen Sie also hier."

  • "Umgang mit Tschechen hatten wir ja überhaupt keinen. Ich bin praktisch während der Ferien sogar auf Zahlung im Tschechischen drin gewesen, um, um Tschechisch, die tschechische Sprache zu erweitern, nicht wahr. Wir hatten bei uns praktisch einen Gendarmen und einen Postmeister und eine Bank. Sonst waren ja keine Tschechen da. Es war also alles bei uns, bei uns im Nordböhmischen Raum, war das also alles mit Volksdeutschen besetzt, ja. Nur manche, manche Positionen...sind dann später natürlich dann alle umgewandelt worden in tschechische...zum Beispiel auch der Direktor von der Realschule, Realgymnasium. Das war erst ein Deutscher und dann ist da ein Tscheche gekommen als Direktor, ne. Und mein letzter Klassenlehrer, das war ein Doktor Schrabal, das war also auch ein Tscheche, ja. Aber wie gesagt, wir hatten an sich mit den Tschechen überhaupt, in unserem Raum hier, überhaupt fast keinen Kontakt. Im Gegenteil: Sie haben natürlich zu uns, zu uns gehalten. Wenn ich da zurückdenke an den Postmeister Viclas, das war also ein sehr netter Mann. Wie ich dann nach der Vertreibung wieder in Sandau war und gesehen hat, was da mit uns passiert ist, ist er gleich wieder weg und hat gesagt, das kann er nicht miterleben, was hier mit seinen deutschen Leuten alles passiert ist, ja."

  • "Solche Dinge habe natürlich dann als Flüchtlingsobmann dann schon miterlebt. Da habe ich also einige Gemeinden zu betreuen gehabt, wo meinetwegen dann Leute einquartiert werden musst, nicht wahr. Das sind natürlich ganz andere Sachen. Aber in Hofstetten selber haben wir praktisch nicht die geringsten Schwierigkeiten gehabt, ne... Und als Flüchtlingsobmann habe ich das also miterlebt, sowohl in den katholischen Gebieten als auch in den evangelischen Gebieten, weil ich damals auch mit dem, der Wohnungssonderkommission unterwegs war, dass also die geistlichen ganz unterschiedlich waren. Die einen, die haben meinetwegen den letzten, das letzte Loch zur Verfügung gestellt für Unterbringung von...die anderen waren großzügig. In Hofstetten beispiesweise wo wir...war der Pfarrer derart großzügig, der hat zwei oder drei Familien mitaufgenommen und sogar unsere Ortsvereinsvorsitzenden von der Partei von zuhause. Der war auch beim Pfarrer mit untergebracht, nicht wahr."

  • Full recordings
  • 1

    Ansbach, 26.08.2014

    (audio)
    duration: 53:54
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wie ein scheckend Hund Ein Leben lang Sozialdemokrat

Otto Kögler in der sozialistischen Jugend
Otto Kögler in der sozialistischen Jugend
photo: privat

Als zweites von fünf Kindern wurde Otto Kögler am 03.01.1921 in Sandau, Kreis Böhmisch Leipa, geboren. Sein Vater war Fabriktischler, seine Mutter zunächst beim Konsum angestellt. Koegler war früh beim ATUS, leitete den kleinen Musikkreis beim Gesangsverein Lasalle und trat mit 16 Jahren der sozialistischen Jugend bei. Als gelernter Industriekaufmann arbeitete er bis 1941 in der örtlichen Verwaltung, bevor er schließlich zur Wehrmacht eingezogen wurde. Nach dem Krieg schlug er sich in die Heimat durch. Frau und Kind waren schon nicht mehr dort - sein Sohn war gerade erst elf Monate alt, als sie flüchten mussten. Erst 1947 traf er sie im Zuge der Familienzusammenführung wieder, nachdem er mit seinen Eltern zusammen das Land verlassen hatte. Dann ging e für die familie nach Hofstetten, wo er sich wieder parteipolitisch engagierte und mithalf den SPD-Ortsverein zu gründen. Er erhielt eine Anstellung als Flüchtlingsobmann für den Kreis und 1952 zog es die Familie nach Ansbach, wo Kögler wieder in seinem angestammten Beruf als Industriekaufmann für die Regierung von Mittelfranken arbeiten konnte. Er blieb über 31 Jahre in dieser Anstellung, vertrat auch als Personalrat die Belange seiner Kollegen. Zudem übte er in Ansbach und in seiner langen politischen Laufbahn unterschiedliche Funktionen aus - vom Vorsitzenden des Kreisverbandes der SPD bis zum Fraktionsführer. Als 1954 die Ortsgruppe der Seliger-Gemeinde gegründet wurde, war Kögler sofort dabei. Seit 1993 war er auch deren Vorsitzender.