Ing. Gustav Krause

* 1932

  • "Wir durften nicht den Gehsteig benutzen, wir mussten auf der Strasse gehen. (...) Hol da mal die Binde. Dann mussten wir alle ein N tragen. Nemci (Deutsche).“

  • „In Freiwaldaugab es einen Jungen, Kimminich Otto. Der hat sich in der Schule schon sehr abgesondert. Also Otto war ein besonderer. Er hat in der Kirche ministriert . Wir Deutschen durften vor sechs Uhr nicht auf die Strasse gehen. Doch er ist gegangen, weil er im Krankenhaus in der Kapelle ministrieren sollte es war erst kurz vor sechs. Am Münichberg haben ihn zwei Tschechen aufgehalten und haben gesagt, sie müssen ihn erschiessen, weil er auf der Strasse ist. Sie haben ihn an die Wand gestellt, da ist ein russischer Offizier gekommen. Er hat die zwei Tschechen von der Tat abgehalten, sodass er zur Kirche weitergehen konnte. Und dieser Mann hat in Deutschland studiert und er ist einer der besten Nachkriegsjuristen Deutschlands geworden.“

  • Full recordings
  • 1

    Rain am Lech , 11.08.2016

    (audio)
    duration: 04:21:28
    media recorded in project Memories for the Future
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Freiwaldau, die Stadt der Kindheit

Gustav as a child
Gustav as a child
photo: Archiv pamětníka

Gustav Krause wurde am 18. Januar 1932, in Fuggergasse, Freiwaldau (Jesenik), Tschechoslowakei geboren. Gustavs Vater arbeitete in der Regenhart-und-Raymann-Textilfabrik in Freiwaldau, er war zuständig für Material und Energieversorgung. Die Mutter war Näherin. Gustav war 7 Jahre alt, als der Krieg begann. Nach der Befreiung durften Deutsche den Gehsteig nicht benutzen. Es gab für sie keine medizinische Pflege ausser dem Zahnarzt. Für deutsche Kinder gab es keine Schule mehr, stattdessen mussten sie Zwangsarbeit ausüben. Nach dem Krieg wurde Gustavs Vater 14 Monate lang in einem Gefangenenlager interniert, ohne Gericht. Nach seiner Freilassung hat die Familie im Oktober 1946 die Tschechoslowakei verlassen. Es war der letzte Transport aus Freiwaldau. Die Familie wurde nach Donauwörth in Bayern geschickt. Die Stadt war von der Bombardierung stark beschädigt. Ein Teil der Einheimischen hat die Vertriebenen schlecht behandelt, weil sie die Neugekommenen für Schmarotzer hielten. Gustav hat eine Lehre als Maschinenschlosser gemacht. Ab und zu gab er anderen Kindern Nachhilfe in Mathematik. Als Entlohnung bekam er ein Butterbrot. Später hat Gustav Maschinenbauingenieurwesen studiert. Im Jahre 1986 kam er das erste Mal nach Freiwaldau (Jeseník) zurück. In 1987 ist er Kulturwart bei MSSGV (Mährisch-schlesischer sudetendeutscher Gebirgsverein) geworden.Nach all den Jahren hat er immer noch Heimweh nach Freiwaldau.