Ich habe sehr viel Nationen kennengelernt. Es gibt überall Leute, solche und solche
Anna Michalski wurde am 27. 3. 1924 in Niesnersberg, heute Nýznerov, in der Nähe von Žulová (Friedberg), Kreis Jeseník (Freiwaldau in Schlesien) geboren. Sie hatte acht Geschwister. Die Familie war sehr arm, die Situation nach dem ersten Weltkrieg brachte Not und Hunger mit sich. Mit der Hitlerzeit kam Verbesserung, u.a. das Kindergeld. Die Familie und genauso die vielen anderen Leute in dem fast rein deutschem Gebiet der im Jahr 1918 enstandenen Tschechoslowakei waren froh, dass sie als Deutsche zu Deutschland gehören konnten. Anna und auch die meisten anderen Kinder meldeten sich zur Hitlerjugend, ohne aktive Mitglieder zu sein. Im Jahre 1945 kamen die Russen und nahmen Anni noch mit anderen Deutschen nach Glatz (heute Klodsko in Polen). Dort unterschrieb sie eine von den Deutschen erdichtete Beschuldigung und wurde mit 21 Jahren zu 15 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. Ein paar Monate nach dem Urteil war sie schon mit 3 anderen deutschen Frauen in Norilsk. Nach einer Intervention von Konrad Adenauer im Jahre 1955 kam sie zurück, jedoch nicht nach Schlesien, sondern in den westlichen Teil Deutschlands. Dort lernte sie später ihren Mann kennen, welcher auch aus Schlesien kam, und gründete in Osnabrück eine Familie. Ihre Eltern, denen es nicht erlaubt wurde, an der Aussiedlung teilzunehmen, sah sie erst viel, viel später, weil sie wegen ihrem Aufenthalt im Arbeitslager zu einer „unerwünschten” Person wurde. Sie blieb in Osnabrück, wo sie bis heut in einem Altersheim lebt.