Mit der Vertreibung der Deutschen haben die Tschechen einen Teil von sich selbst vertrieben
Dieter Piwernetz wurde am 2. Februar 1938 in Gablonz (Jablonec) geboren, doch die früheste Kindheit und den zweiten Weltkrieg verbrachte er in der nahen Gemeinde Labau bei Pintschei (Huť u Pěnčína). Sein Vater Ernst führte dort einen Lebensmittelladen, wurde aber schon 1939 zur Wehrmacht einberufen, kehrte nach dem Krieg nicht nach Böhmen zurück, sondern traf die Familie erst nach der Vertreibung in Deutschland wieder. Der kleine Dieter spielte mit tschechischen Kindern und konnte Tschechisch – diese Kenntnisse unterdrückte er später in Folge der Vertreibung in sich. Anfang Juli 1945 kamen tschechische „Partisanen“ nach Labau. Die Mutter, Großmutter, der kleine Dieter, seine zwei Jahre jüngere Schwester und der dreimonatige Bruder mussten innerhalb einer halben Stunde das Haus verlassen, sonst drohte ihnen die Erschießung. Es erwartete sie die nichtorganisierte Vertreibung. Aus Labau brachte ein Lastwagen die Familie nach Gablonz, von dort fuhr sie mit dem Zug nach Reichenberg (Liberec) und ab der Grenze lief sie zu Fuß. Nach einer qualvollen Reise lebten sie paar Monate bei Bauern in Buttelstedt bei Weimar. Im Verlauf der Vertreibung starb Dieters wenige Monate alter Bruder an Unterernährung. 1946 erhielt die Familie die Erlaubnis zur Ausreise nach Bayern. Dort beteiligte sich die Familie an der Gründung einer Kolonie von Gablonzer Glasbläsern in Weidenberg. Entgegen Dieters Studienambitionen nahm der Vater ihn mit fünfzehn Jahren aus der Schule, damit er Schleifer wurde. Gegen Ende der Fünfziger Jahre durfte Dieter das Gymnasium beenden. Dr. Dieter Piwernetz wurde am Ende ein anerkannter Fachmann für die Biologie von Fischen.