Nikolaus Markert

„Und das grösste Erlebnis war, ich hab meine Berufsorientierung erlebt, und da hat es geheissen: Jeder Vierzehnjährige hat innerhab von 14 Tagen eine Arbeitsstelle. Hat er keine, bekommt er von uns eine geliefert, wir schicken ihn nach Sokolov in die Braunkohlengrube. Und will er 1 und 2 nicht annehmen, dann kriegt er drittens – keine Lebensmittelkarte. Erledigt. Alle sind in Skalná gelandet auf dem Arbeitsamt, und ich wurde als Hilfsarbeiter in der Tischlerei meines Onkels in Schönbach eingestellt. So schnell ging das, ich was ruck zuck Hilfsarbeiter in der Tischlerei. Es dauerte nicht lang, mitten im Sommer kamen zwei Herren noch im Mantel: ‚No, wo ist Meister Niedermayer?‘ ‚Dort‘. ‚Stellt nun mal die Maschinen ab, es geht zu laut.‘ Da nimmt er aus seiner Manteltasche ein Schreiben: ‚So, Herr Niedermayer, Sie sind enteignet, ich, Petrovič, übernehme den Betrieb in staatlicher Treuhand.‘ Zack. Der gute Niedermayer ist dann aus der Wohnung rausgeflogen und zuletzt ist er im Arbeitslager in Eger gelandet. Petrovič war unser neuer Meister. Und da hat er gesagt: ‚Na ja, du bist Hilfsarbeiter!‘ Ich hab von Donnerstag bis Sonnabend gearbeitet bei meinem Onkel und habe 175 Kronen, also 17.50 hiess es damals, gekriegt. Der Petrovič hat es weitergezahlt und eines Tages sagte er: ‚Na, Markert, möchtest du bei mir Lehring werden?‘ Sag ich: ‚Deutsche Lehrlinge gibt es überhaupt nicht!‘ ‚Oh, Petrovič macht´s möglich!‘ Da habe ich gesagt: ‚Gut, ich bin Lehrling.‘ Ergebnis: Das Gehalt des Lehrlings sank auf 40 Kronen pro Woche. 4 Mark, 40 Kronen.“

„So, Heydrich war tot. Was sagt mein Onkel: ‚Zieh die Uniform an, wir gehen auf die Burg.‘ Und was war los: Im Burghof war der Heydrich im Sarg, im offenen Sarg war der aufgebahrt. Mit allem drum und dran mit allen Hackenkreuzfahnen, SS-Fahnen, und so weiter und so fort und Offiziere, und Wachmannschaft am Sarg. Und was wollte man machen? Mein Onkel hat immer den Hut auf gehabt – Hut ab – und dem deutschen Gruss, stramm vorbeimarschiert, und so haben wir den Reichsprotektor Reinhard Heydrich als Toten in Prag verabschiedet. Ich habe mich dann gefragt: mein Onkel war hätte ich beinahe gesagt ein Erzkatholik, ein überzeugter gläubiger Mensch, warum geht der zum Heydrich sich verabschieden? Und meine Antwort war nuch noch: Als anständiger Deutscher gehört es sich das zu machen. Nicht weil er Nazi war, ganz und gar nicht, sondern weil er ein anständiger Deutscher sein wollte, und er ist auf die Prager Burg. Am Nachmittag fuhr dann der Trauerzug und die Lafette mit dem Sarg usw. Von der Burg zum Hauptbahnhof. Wir hatten von der HJ Dienst, und standen am Graben unten Eingang am Wenzelsplatz Spalier, immer ein Hitlerjunge und ein Rekrut von der Luftwaffe im Wechsel. Und wie der Sarg nun vorbei – stillgestanden, deutscher Gruss, und die Strassenränder waren gekrachte voll. Und dann ist er vom Hauptbahnhof bis nach Berlin, Staatsakt usw. Hitler hat sich da verabschiedet.“

„Das hat er uns bewiesen, indem er uns einmal gebraucht hat, sagen wir mal so. Er sagte: Jungs ich brauche euch in Turnkleidung dort und dort, ihr tretet auf der Bühne auf. Da haben wir natürlich gedacht: da machst du Handstand, Hechtrolle mit Abrollen, irgendwas oder Bockspringen. Es hat jeder eine Startnummer gekriegt, und was war los: wir mussten keinen Sport zeigen. Wir mussten einzeln auf der Bühne vortreten, während im Saal, also im Düsteren sassen jede Menge Leute, in Uniform und in Zivil, und was hat unser Direktor gemacht: er hat uns, man könnte sagen, gentechnisch vorgeführt, was sind wir für Rassenangehörige. Und vor mir war der Klassenführer Schläger, der ehemalige Kubíček, und was hat er gesagt, ich habe es noch im Gehör: Blond, blauäugig, nordisch, zur Führung grösserer Einheiten geeignet. Abtreten. Da dachte ich nur: Bist du beschissen dran, kommst du als nächster dran, nix blond, nix blauäugig, und dann war das Treffendste: breite Backenknochen. Von meiner Mama, breite Backenknochen. Dann sagt mein Direktor: ‚ostischer Typ, nur zur Führnug kleinerer Einheiten geeignet.‘ Ich dachte: Scheisse, was soll das Ganze! ‚Wegtreten!‘“

„Měl jsem štěstí, že ve třídě byl jeden spolužák, jehož rodiče pocházeli z Plesné, což je jen šest kilometrů od Lubů. Uměl dobře česky a vždycky mi pomohl se zorientovat. Někteří ze třídy ale nakonec nemohli výuku podstoupit kvůli nedostatečným znalostem němčiny. Ptám se tedy, z jakých asi byli rodin? Ze smíšených manželství, kde byl německý otec nebo matka, kteří si řekli: musíme svého syna poslat na německou školu, aby měl větší šanci. Pokusili se o to, ale on to nezvládl. Tři další, jeden z nich se jmenoval Löwenthal, jeden by tomu ani nevěřil, že dva byli Židé a jeden poloviční Žid, se po potvrzení přijímací zkoušky několik týdnů objevovali v naší třídě. Dokud jednoho dne třídní učitel neřekl: ‚Poslyšte, od zítřka prosím zůstaňte doma, nebo můžete odejít rovnou.‘ Tak byli dva Židé humánně vykázáni z naší třídy, nikdo jim neubližoval ani nenadával – prosím, od zítřka zůstaňte doma. A Krauss, poloviční Žid, směl zůstat o čtrnáct dní nebo tři týdny déle, hrál pro nás důležitou roli, ale nakonec ředitelství rozhodlo, že škola bude úplně nežidovská, a tak vyletěli i poloviční Židé a nesměli pokračovat. Co se ale skrývá za tím, že židovští rodiče poslali své syny na německou školu. Považovali za nemožné, že se proti Židům postupovalo v pronásledování tak brutálním způsobem, a řekli si: když ho pošleme na německou školu, má větší šanci, může z něj něco být, vždyť je nadaný! Tahle víra byla rozšířená i u jiných spolužáků. Došlo k tomu, že jsme v třídní knize museli provést několik změn v příjmení. Byl tam jeden Juchlíček, po nějakém předkovi měl české příjmení, i když byl Němec, ale né, přejmenujeme ho a ode dneška se bude jmenovat Funke. Juchlíček – Funke, poněmčen. Další se jmenoval Kubíček a ten byl tenkrát vedoucím třídy, potřebovali jsme někoho, kdo na začátku výuky hlásil: ‚Pozor, hlásím, že třída ta a ta s počtem tolik a tolik žáků je připravena k výuce!‘ A Kubíček se pak najednou jmenoval Schläger. Schläger.“