Otmar Kowar

* 1968

  • „Eine Botschaft an die neue Generation? Auf jeden Fall wünsche ich mir, dass in diesem Zusammenhang in der Zukunft die grenzübergreifenden Freundschaften als normal angesehen werden, nicht aus Ausnahmezustand. Dass wir keine Projekte organisieren müssen, sondern dass man einfach so lebt. Dass die Aktionen welche bei uns abgehalten werden gänglich von der anderen Seite besucht werden und andersrum. Dass wir uns so Besuchten, wie es dem früher so war, dass hier wieder ein gemeinsame Kulturumgebung entsteht, so wie es hunderte Jahre war. Das alles wieder in Gleichgewicht ist, dass so gelebt wird. Das würde ich mir wünschen.

  • „Ja, der Eiserne Vorhang gehörte zu unserem Leben. Wenn man z.B zu jemanden zu Besuch fuhr zu Verwanden oder sich irgendwo mit jemanden Kennenlernte oder man irgendwo hinfuhr und jemand gefragt hat woher man kam antwortete man: Wir kommen dort vom Eisernen Vorhang, dass ist beim Eisernen Vorhang. Als kleiner Junge habe ich dies oft gehört, aber bis dahin hatte ich nie gefragt was dies überhaupt bedeutete. Es war die Realität welche nicht in Frage gestellt wurde, für uns war es ein fester Bestandteil des gänglichen Lebens, dass nur ein paar Kilometer hinter unserem Dorf eine Grenze welche mit Stacheldrahtzaun erbaut war, existierte. Man bekam das Gefühl oft wurde es auch so gesagt, dass wir am Ende der Welt leben würden. Aus der Kindheit erinnere ich, dass oft gesagt wurde wir hätten kein Hintergrund. Wenn es sich um Umfahrten Regulationen oder Arbeitsstellen handelte, wurde dieser Satz oft erwähnt. Erst später verstand der Mensch, was damit gemeint war. Eigentlich versteht es der Mensch erst jetzt und kann die Unterschiede richtig verstehen.

  • „Im Jahr 1990, als sie das erste Mal nach Tschechien kamen, welche Unterschiede haben sie zwischen den Deutschenland und Österreich gesehen?“ – „der offensichtlichste Unterschied war einfach darin, wie die Ortschaften aussahen. Ich würde sagen, dass bei uns die Dörfer blühten. Alles sah schön aus, die Häuser hatten schöne Farben, waren repariert und vor ihnen waren Blumen. Wenn der Mensch damals die Grenze überschritt, fühlte er sich sofort wie in einer anderen Welt. Auf mich persönlich machte es den Eindruck der Düsterheit, ohne strahlende Farben.“

  • Full recordings
  • 1

    Freistadt, 04.09.2020

    (audio)
    duration: 01:39:02
Full recordings are available only for logged users.

Wir lebten am Ende der Welt

Otmar Kowar as a mayor of Unsferau-Altweitra town (around 2018)
Otmar Kowar as a mayor of Unsferau-Altweitra town (around 2018)
photo: https://www.unserfrau-altweitra.at/

Otmar Kowar ist am 27 November 1968 in Gmünde in Österreich geboren. Er wuchs in einem oberösterreichischen Dorf in der Nähe von Weitra auf, dieses war dicht der Tschechoslowakischen Grenze. Nach der Beendung der Landwirtschaftsschule in Edelhof im Jahr 1987 arbeitete er auf dem Hof seiner Eltern. Den Eisernen Vorhang, welcher nur zwei Kilometer von seinem Haus entfernt war nahm er als automatischen Teil seiner Umgebung wahr. Mit dessen Fall und der Öffnung der Grenze im Jahr 1989 rechnete er nicht, es überraschte ihn aber angenehm. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2000 übernahm er das wirtschaften auf dem Familienhof und ging zur Bioproduktion über. Im Jahr 2011 wählten de Einwohner den Zeugen erstmals zum Bürgermeister der Umgebung von Unsferau-Altweitra. Damit er seine Funktion ordentlich ausüben konnte, musste er die Produktion der Milchprodukte auf seiner Farm einstellen. Im Jahr 2020 lebte Otmar Kowar im Ort Heinrich, wirtschaftete auf seinem Hof und war als Bürgermeister tätig.