Adolf Pachlatko

* 1938

  • „Einen Tag, es musste im Jahr 1950 sein, als in der Nacht jemand an unserer Tür klopfte und eintrat. Es war ein Tscheche welcher geflohen war, nicht aus dem Grenzgebiet, aber ein paar Tage war er schon unterwegs. Er war durchnässt vom Regen, überquerte den Fluss Malše, kam direkt zu uns und klopfte. Zu seinem Leid konnte er kein Deutsch. Wir haben probiert uns mit Händen und Füßen zu verständigen. Mein Bruder konnte Russisch, dass ist wenigstens ähnlich. Er war Waldingenieur. Das erkannte man an dem Abzeichen an seinem Kragen. Bei uns konnte er aber nicht bleiben, dort waren die Russen. Die, wenn sie ihn fangen würden, dann …weg mit ihm. Was machen wir? Er hatte, was wir verstanden hatten, verwandte in Amerika und wollte dort hin. Erst einmal musste er aber nach Linz, über die Donau. Die Donau wurde immer streng bewacht. Jeder wurde kontrolliert. Es wurde mit einer Schranke geschlossen, uns wenn jemand von Uhrfahr nach Linz in die westliche Zone wollte, wurde er kontrolliert. Auch mein Bruder, welcher jeden Tag dorthin fuhr. Er hatte damals eine BMW R66. Eigenständig, sogar mit einem Seitenwagen, hatte er ihn aus Teilen welche aus dem Krieg übrigblieben waren, zusammengebaut. Kennen sie Seitenwagen? Die BMW R66 das war damals ein Spitzenmodell von BMW. Sie machten ab, dass er im Seitenwagen sitzen wird. Mein Bruder fuhr jeden Tag nach Linz zur Arbeit. Er konnte aber nicht seinen tschechischen Pass zeigen. Von einem Bekannten, Ignac, dieser ist leider schon nach dem Tod, haben wir uns einen Pass geliehen, und haben diesen dem Tschechen geliehen und dieser zeigte ihn dann an der Grenze den Russen. Es war ein Risiko, sie würden Bruder und auch den Tschechen mitnehmen. Sie schauten komisch und so saß es irgendwie. Vorher übernachtete er bei uns, nähte sich Kleidung, zeigte uns auf der Mappe von wo er abstand. Es gelang! Er war so glücklich als er über der Grenze war. Das ist die einzige Erinnerung an den Flüchtling, welcher zu uns kam.“„Und eines Tages, das muss so gewesen sein in den fünfziger Jahren, in den fünfziger Jahren in eines Nachts klopf bei uns jemand an die Haustüre und will einlas. Das ist ein Tschechische, der ist geflüchtet, aber nicht vom Grenzgebiet, schon der ist tageslange auch schon gegangen, der war voll durch nass, geregnet hat, und durch die Maltsch durchgegangen und kommt geradeaus zu uns und klopft an. Sein Pech war ja, er konnte nichts deutsch. War ja mit lauter Hände und Füße Verständigung. Mein Bruder konnte russisch, das ist schon gewisse Affinität, nicht war? Er war Frostingenieur, und er hatte noch, dass hatte er noch mit…. hier am Kragen. So, aber er kann nicht bleiben bei uns, sind da die Russen. Wenn die ihm erwischen, dann weg mit ihm. Was machen? Er hatte aber, dass haben wir auch rausbekommen, Verwandte in Amerika, dort will er hin. Aber das musste er zuerst nach Linz über die Donau und an der Donau wurde streng kontrolliert. Jeder. Da war ein Schranken abgesperrt, wenn man von Uhrfahr nach Linz rüber wollte in die westliche Zone würde jeder kontrolliert, auch mein Bruder, wenn er auch alle Tage gefahren ist. Er hatte damals ein BMW R66, hat er selber zusammengebaut, wie sie die vom Krieg noch Reste dort und dort Trümmer lagen, hat er , und einem Beiwagen. Beiwagen, kennen Sie das, wo jemand neben zu sitzen konnte. BMW R66 das war damals von dem BMW Werk unter spitzen Model. Jetzt haben wir beschlossen, er soll sich im Beiwagen sitzen. Mein Bruder fahre alle Tage nach Linz in die Arbeit. Aber er kann den tschechischen Pass nicht herzeigen. Jetzt haben wir von einem Anderem von Ignac, der ist leider schon zu früh gestorben. Haben wir diesem gegeben, dem Tschechen, dem Frost Ingenieur, und den hatte die Russen gezeigt, an der Grenze. Das war ein Risiko. Der war mein Bruder und genau, ja die hätten sie allen, an weg gewesen. Die haben aber schlecht geschaut, vielleicht hat es so ein so ungefähr gepasst, die kam nie mal genau aussehen erinnern. So steht, er hat übernachtet noch bei uns, etwas getrocknet, die Kleider getrocknet, und er hatte noch Landkarten, er uns gezeigt, von woher er ist. Und das hat geklappt. Er war so froh, wen er über die Grenze war. Das war meine einzige Erinnerung von einem Flüchtling, der zu uns gekommen ist.“

  • Full recordings
  • 1

    Freistadt, 03.09.2020

    (audio)
    duration: 01:18:10
  • 2

    Windhaag bei Freistadt, Rakousko, 28.08.2021

    (audio)
    duration: 17:05
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Den Fall des Eisernen Vorhanges konnte ich mir nicht vorstellen

Adolf Pachlatko (1945)
Adolf Pachlatko (1945)
photo: Archiv pamětníka

Adolf Pachlatko ist am 25.April 1938 in der oberösterreichischen Gemeinde Unterwald, nah der tschechisch-österreichischen Grenze geboren. Er wuchs mit acht Geschwistern auf dem Familienhof auf. Der Vater des Zeugen und einige seiner Geschwister mussten im Krieg in die Wehrmacht aufrücken. Im Geburtsort erlebten sie die Ankunft der Sowjetischen Armee zum Ende des zweiten Weltkrieges und die Bewegung der tschechoslowakischen Deutschen welche aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Der älteste Bruder des Zeugen half damals im Jahr 1950 einem Tschechischen Flüchtling aus der sowjetischen in die amerikanische Zone nach Linz. Adolf konnte am Anfang der 50.Jahre den Bau des Eisernen Vorhanges von der tschechoslowakischen Seite beobachten. Noch vor dem Erbau des Stacheldrahtzaunes half der Bruder Johann einem Tschechischen Flüchtling, dessen Namen er sich nicht erinnert. Der Zeuge studierte die Landwirtschaftsschule. Neben dem wirtschaften auf dem Familienhof verdiente er sein Geld mit dem Verkauf von Landwirtschaftsmaschinen. Im Jahr 1966 heiratete er Maria Schatz, gemeinsam erzogen sie vier Kinder. Nach dem Jahr 1989 nahm er regelmäßig an Tschechisch-Österreichischen Treffen teil. Im Jahr 2020 lebte Adolf Pachlatko gemeinsam mit seiner Frau im Windhaagen.