Wenn einer schon am Boden liegt, dann tritt man nicht drauf
Rudolf Paulik wurde am 13. Januar 1938 in Ober Moldau (Horní Vltavice) in eine deutsche Familie mit königlich-privilegierter Tradition geboren. Die Mutter des Vaters kam aus Hussinetz (Husinec) und war Tschechin, starb aber vor Kriegsende. Der Familie gehörte der umfangreiche Paulik-Hof. In der Zeit um Rudolfs Geburt diente der Vater in der tschechoslowakischen Armee, später kämpfte er in den Reihen der Wehrmacht und war in sowjetischer Gefangenschaft. Die Mutter kam aus einer Müllersfamilie und führte während der ganzen Kriegszeit allein den Hof und den Kolonialwarenladen in Ober Moldau. Den Zeitraum seiner Kindheit während des Krieges nimmt er als konfliktfrei war. Bei den Nachkriegsereignissen erinnert er sich an die abstoßende Behandlung durch Aufseher, die die deutsche Bevölkerung auf dem Dorfplatz von Ober Moldau dazu zwang, den toten Körper eines jüdischen Mädchens zu küssen. Am 24. Mai 1945 wurde die Familie in ein Sammellager und von dort nach einigen Tagen mit einem Transport über Eger (Cheb) nach Deutschland gebracht. Rudolf Paulik durchlief seine Ausbildung in Regensburg, wurde Handwerksmeister und diente als einer der ersten ab 1959 für die bewaffneten Kräfte der Bundeswehr in Nürnberg. Er ist Vater von vier Kindern, die er seit ihrer Kindheit allein aufzog. Böhmen besuchte er das erste Mal 1966, als er sich in Ober Moldau mit „nichtvertriebenen“ Freunden traf. Obwohl er bei der Gründung einiger deutsch-tschechischen Partnerschaften dabei war und in seinen Adern „tschechisches Blut zirkuliert“, kann er die Vorgehensweise der tschechischen Leute nach dem Krieg nicht vergessen und vergeben.