Josef Schicho

* 1930

  • „Dann, den anderen Tag, das war dann November schon, ja. Mussten wir nochmals antreten und da ist ein Komisar, so ein tschechischer Partisan Achtung gesessen mit der Pistole und jeder musste bei ihm vorbei gehen. Da hat er mich gefragt, sagte, wieso, dass ich mir die Füße gewaschen nicht habe? Ich bin ja, ganzen Sommer bloß Fuße gelaufen, jetzt waren natürlich die Füße, wir haben die auch gewaschen, aber wie so... Und da hatten sie einen ehemaligen SSler, weil die Tschechen konnten ja nicht immer schlagen, es hatte ja in den Händen weh getan. Und hatten diesen SS-Burschen, auch so Kerl gewesen sein, denn haten sie immer angeschafft, denn musst du fünfzig Ohrfeigen geben und den zwanzig und so weiter. Und da hat er bei mir gesagt, er muss mir zehn Ohrfeigen geben. Der schlug natürlich schon, zu er musste, ja. Dann hat dieser Tscheche auf einmal gesagt, dass ist ja viel zu wenig, dann sprang es selbst auf und hat mich dieser Tscheche nochmals geschlagen, hat ihm gezeigt, wie man zu halt. Und dann hat man mich bei der Tür hinausgeschmissen und dass war das letzte Mal, dass ich dort drinnen Ohrfeigen bekomme, geschlagen wurde. Das war das letzte Mal in meinem Leben, ich war nie mehr… Ja es war damals beim KZ.“

  • „Ich kam in einem Raum, da lagen ungefähr, weiß ich nicht, zwanzig so Menschen. Alle lagen am Boden, eine Decke war da, aber mehr nicht. Da lagen Sie nun. Wie sie hat gebrüllt wurden. Ein Bauer weiß ich, ein alter, der hatte das Gesicht so zerschlagen, dass da nur mehr lauter Fleisch war. Der lag da. Dann andere, es waren dort auch drei österreichische Burschen, die waren als Arbeitsdienst aus Klagenfurt, die waren auch hier. Ein Oberlehrer, ein Mediziner, ein Arzt von Zettwing, bei denen lag ich da drinnen, und noch einige, ungefähr zwanzig. Kann ich nicht genau sagen. Jeden falls lag ich darin. Ich musste meinem Kopf voraustragen durch diese Schläge. Ja das war der erste Tag.“

  • „Und da kamen wir bei mir zu Hause, bei meinem Elternhaus vorbei. Da sah ich schon am Fenster ein tschechisches Fähnchen. Mein Vater hate nie eine tschechische Fahne. Dann ging es weiter und da hat mich ein Tscheche, ein einheimischer Tscheche hat mich gesehen, wie ich da hinein getrieben wurde mit dem Wagen Richtung KZ, Internierungslager heißt es auf Tschechisch. Und da kamen wir hinein, wir wurden dann hinauf getrieben in dieses Gebäude KZ, und diesen Verwalter waren tschechische Partisanen sagten wir, unter 25-30 Jahre so ungefähr. Und wen wir hinein kamen in der Kanzlei, da saß dieser Tscheche da, und zwei andere. Da sagte er, mit dem Gesicht so: ,Einstellen!’ Es habe ich dann gemacht und auch mein Freund. Und dann mussten wir uns umdrehen, und dann es ist eingegangen. Dann wurden wir geohrfeigt. Aber wie, bis ich war voll Blut. Dann hat man uns bei der Tür hinaus geschmissen, in so einen WC Raum, mit kalten Wasser beschüttet. Ja dann war ich eingesperrt. Ja, das war dann 30. Oktober. 31. so ungefähr.“

  • Full recordings
  • 1

    Freistadt, Rakousko, 04.09.2020

    (audio)
    duration: 01:44:48
  • 2

    Galgenau, Rakousko, 28.08.2021

    (audio)
    duration: 01:45:06
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Ich erlebte eine gewaltsame und unger echtfertigte Vertreibung aus meiner Heimat

Josef Schicho (1932)
Josef Schicho (1932)
photo: Archiv pamětníka

Josef Schicho ist am 29. Januar 1930 in Kaplitz (Kaplice) geboren. Seine Eltern kümmerten sich um den Familienhof. Die Familie Schicho war deutscher Nationalität, hatte aber die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft. Unser Zeitzeuge wuchs mit seiner kleinen Schwester Anna Marie auf. Sie gingen beide zur Grundschule in (Kaplitz) Kaplice. Im Jahr 1944 machte er eine Militärausbildung in den Alpen. Im Frühling 1945 berief man ihn zum Volkssturm zur Bewachung der Umgebung von Gratzen (Nové Hrady). Von hier floh er kurz bevor die Front auch diese Gegend erreichte. Ende Oktober 1945 überschreitet Josef Schicho illegal die Grenze nach Österreich. Dabei wurde er von einer Einheit der Nationalgarde gefangen genommen und ins Internierungslager in Kaplice (Kaplitz) gebracht. Dort wurde er mehrere Male brutal zusammengeschlagen. Im November 1945 ging er mit seinem Vater nach Österreich. Seine Mutter und Schwester kamen im Februar 1946 nach. Die Familie verdiente ihren Lebensunterhalt mit Arbeiten in der Landwirtschaft. Josef besuchte zwei Jahre lang eine Landwirtschaftsschule. Im Jahr 1952 pachtete seine Familie einen Hof. Im Jahr 1958 kaufte der Zeitzeuge einen Bauernhof in Galgenau bei Freistadt in Oberösterreich und fing an, ihn eigenständig zu bewirtschaften. Vier Jahre später heiratete er seine Ehefrau Helena, eine gebürtige Schläger, gemeinsam zogen sie vier Kinder groß. Im Jahr 2021 lebte Josef Schicho in Galgenau.