Aber man darf nicht einfach in der Opferrolle stecken bleiben. Die Heimat ist dort, wo man etwas gestalten kann.
Johann Böhm wurde in einer deutschen Familie am 18. Oktober 1939 in Daßnitz (Dasnice) geboren. Er hatte drei Geschwister, Harald, Anna und Gudrun. Die Familie besaß einen Hof und einen Lebensmittelladen. Nach der Kapitulation Deutschlands 1945 und dem Abzug der amerikanischen Armee 1946 wurde die Verwaltung von den Tschechen übernommen. Die Deutschen mussten eine weiße Armbinde tragen. An dem Haus der Böhms hatte ein Tscheche Interesse geäußert, so dass die Familie gezwungen war, auszuziehen. Anfang 1946 wurden die Böhms in das Internierungslager in Falkenau geschickt. Von dort kamen sie über einige Zwischenstationen nach Wülfershausen in Deutschland. 1946 setzte Johann nach einem Jahr Unterbrechung den Schulbesuch fort. Er machte das Abitur in Würzburg. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften war er Referendar, danach im Staatsdienst bei der Regierung von Unterfranken. Insgesamt 29 Jahre lang war er Mitglied des Bayerischen Landtags. 1990 wurde er Leiter der Bayerischen Staatskanzlei. Von 1994-2003 war er Landtagspräsident. In seiner früheren Heimat fühlt er sich nicht sehr willkommen. Johann Böhm lebt in Bayern, er ist verheiratet und hat drei Kinder.