Am meisten störte mich die Anschrift: „Das Fahren für Hunde und Deutsche verboten!“
Franziska Krampfl wurde am 14. Juni 1931 in Eisenstraß (Hojsova Stráž) geboren und verbrachte ihre Kindheit im Ortsteil Frischwinkel (heute Brčálník). Sie stammt aus einer Familie von freien königlichen Bauern, die seit dem Mittelalter verschiedene Rechte und Privilegien genossen und sogar ein eigenes Wappen. Sie wuchs auf dem alten Familiengut Frischhof auf und wurde 1937 noch in der Tschechoslowakei eingeschult, doch selbst damals lernten sie in der Schule kein Tschechisch. Im Umkreis lebten auch keine Tschechen. Der Zweite Weltkrieg wirkte sich auf das Gebiet vornehmlich durch den Verlust der Männer aus, die teilweise durch fremde Zwangsarbeiter ersetzt wurden. Der Vater Josef Kelnhofer musste jedoch nicht in die Armee, denn er wurde aus wirtschaftlichen Gründen als unentbehrlich erklärt. Frau Franziska erinnert sich an Transporte von Gefangenen aus Konzentrationslagern in den letzten Monaten des Krieges und deutsche Flüchtlinge aus den Ostgebieten. Nach dem Krieg quartierte sich die Tschechoslowakische Armee in der dem Gut nahen Kaserne ein und es begann sich zu verbreiten, dass die Deutschen die Vertreibung erwartet. Die Kelnhofer brachten deshalb nachts Besitztümer über die Grenze ins nahe Bayern. Im Mai 1946 wurden sie über das Lager in Elisenthal (Alžbětín) ausgewiesen und gehörten zu den allerersten, weil ihr Gutshof das Interesse der Kommandanten aus der Kaserne geweckt hatte. Den Böhmerwald besuchte Frau Franziska das erste Mal in den Sechziger Jahren. Bis heute kehrt sie immer wieder zurück und kümmert sich um das Grab ihrer Großeltern in Eisenstraß.