Die Tschechoslowakei haben wir zweimal verlassen, nach dem Krieg habe ich in der tschechischen Schule nur mechanisch abgeschrieben
Johann Löffelmann wurde am 27. November 1939 in Neuern (Nýrsko) geboren, einer damals überwiegend deutschen Stadt. Er hatte eine sechs Jahre ältere Schwester und seine Mutter kam aus Bratislava. Den Vater kannte er nur von Fotos, denn als Wehrmachtssoldat fiel er 1942 an der russischen Front. Nach dem Krieg wurden sie nicht zwangsumgesiedelt, aber entschieden sich ihrer Verwandtschaft zu folgen, und so schlossen sie sich im November 1946 einem der letzten Transporte an. Im Flüchtlingslager in Furth im Wald verbrachten sie acht Tage, dann entschied die Mutter nicht unter den elendigen Bedingungen auszuharren, sondern nach Neuern in ihre leere Wohnung zurückzukehren. Sie erwarben das nötige Mobiliar und Arbeit, lebten in der Nachkriegsstadt weiter unter Tschechen und die Mutter heiratete einen deutschen Antifaschisten. Erst nach den Wahlen im Mai 1948 entschieden sie sich zum endgültigen Weggang. Diesmal überquerten sie die zeitweilig unbewachte Grenze mit einem voll beladenen Lastwagen, lagerten die Sachen bei Neukirchen ein und wanderten selbst zu Fuß ins Flüchtlingslager in Furth im Wald. Johann machte eine Bäckerlehre und ließ sich bei München nieder. Regelmäßige Treffen mit Zeitzeugen, Besuche seiner Geburtsstadt und das Interesse an seiner ersten Heimat sind ihm wichtig.